Veränderungen in Wolfsburg

In Wolfsburg bahnt sich eine herausfordernde Änderung an. Lesen Sie dazu folgenden Beitrag von Pfarrer Hoffmann:

Ende Juni 2025 geht meine Zeit in Wolfsburg zu Ende. Fast 12 Jahre bin ich dann ihr Pfarrer in den Wolfsburger Pfarreien und in Gifhorn sowie der  Dechant des Dekanates Wolfsburg/Helmstedt gewesen. In dieser Zeit habe ich viele engagierte, gläubige und tolle Menschen erlebt. Es gab herausragende Aktionen wie z. B. viermal das Himmelszelt, zehnmal unsere Adventsbude und noch vieles vieles mehr. Es war eine Zeit voller Begegnungen und guter Gespräche. Mit vielen ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeitenden durfte ich zusammenarbeiten.  Das soziale Engagement der Wolfsburger Katholiken war immer herausragend und hat bewiesen, dass Christen tatsächlich das Licht der Welt sein können.

Ich habe versucht, das Schiff der Wolfsburger katholischen Kirche zu lenken. Verstanden habe ich mich immer als Ermöglicher und nicht als Macher. Dann ist es eine große Freude, wenn so viele Talente vorhanden sind wie in unserer Stadt. Talente, die zu Menschen gehören, die Lust haben, Kirche zu gestalten. Das ist der größte Schatz, den wir in unseren Gemeinden haben. Natürlich gab es auch einige schwere Ereignisse, denken Sie an die Kirchenschließungen und finanziell problematische Situationen in der Pfarrei St. Christophorus und im Gesamtverband, die wir mit viel Anstrengung zum Glück gut überstanden haben. Die Coronazeit war eine extreme Herausforderung. Der Missbrauchsskandal in unserer Kirche und die schleppende Aufarbeitung sind für alle in der Kirche ein schmerzhaftes Ärgernis und für die Opfer weiterhin eine große Leiderfahrung. Der Ukrainekrieg ist bei uns besonders spürbar, weil zwei Priester aus der Ukraine zu unserem Pastoralteam gehören.

Im nächsten Jahr werde ich 66 Jahre alt. Dann bin ich seit 30 Jahren in leitenden Aufgaben tätig. Es hat mir immer Freude gemacht. Ideen zu entwickeln, Neues auszuprobieren, Kurs zu halten, bei Sitzungen den Roten Faden deutlich nicht aus dem Blick zu verlieren, Predigten vorzutragen und Personalverantwortung zu übernehmen. Ich habe es sehr gern getan.

Den richtigen Zeitpunkt für den Schritt in einen nächsten Lebensabschnitt finden – daran habe ich in letzter Zeit häufig gedacht. Gehen, wenn mir keiner sagen muss „willst Du nicht endlich deinen Abschied nehmen“, das ist mir wichtig. Neuanzufangen, wenn es vom Alter her noch gut möglich ist. So wandert mein Stern, der zwölf Jahre über Wolfsburg stand, weiter. Ich werde ihm folgen in meine Heimatstadt Hannover, in der meine drei Geschwister leben. Dabei bleiben Projekte zurück, deren Vollendung ich noch gern erlebt hätte. Dabei denke ich besonders an den Neubau des Kirchenzentrums am Standort St. Christophorus und an den Umbau des Pfarrheimes in St. Marien. Tatkräftige und fachkundige Menschen werden die Projekte zu Ende führen.

Einen neuen Pfarrer wird es in Wolfsburg nicht geben. Der Priestermangel, der seit vielen Jahrzehnten bekannt ist, wird auch bei uns spürbar. Selbstverständlich wird es dennoch eine Leitungsstruktur geben. Patricia Hinz, unsere Gemeindereferentin und bisher ebenfalls noch mit halber Stelle die Ausbildungsleiterin für ihre Berufsgruppe im Bistum, wird mit einer vollen Stelle die pastorale Gemeindeleitung auf unbestimmte Zeit in der Pfarrei St. Christophorus übernehmen. Gleichzeitig wird sie für zwei Jahre die Gemeindeleitung in St. Marien/Fallersleben und St. Michael/Vorsfelde übernehmen und in dieser Zeit mit den Aktiven vor Ort nach alternativen Gemeindeleitungsmodellen suchen, die von Ehrenamtlichen getragen werden.

Weiterhin soll es eine Verwaltungsleitung geben, damit endlich die Themen Finanzen, Immobilien, Recht, Personal … nicht mehr wie bisher bei der pastoralen Leitung verbleiben. Alle wichtigen Unterschriften werden dann von der pastoralen Leitung und/oder der Verwaltungsleitung geleistet.

Kirchenrechtlich ist vorgesehen, dass es einen moderierenden Priester geben wird, der bei der geistliche Ausrichtung der Pfarrei beratend und helfend zur Seite steht. Es kann sein, dass der moderierende Priester 100 Kilometer weit weg wohnt und nur alle zwei Monate nach Wolfsburg kommt.

Die Ihnen bekannten Wolfsburger Pastoren, der Diakon, die Pastoralen Mitarbeitenden, die Sekretärinnen und alle anderen Mitarbeitenden werden ihren Dienst wie gewohnt weiter ausüben und für Sie da sein.

Neue Gemeindeleitungsmodelle werden in anderen Bistümern seit einigen Jahren ausprobiert. Im Bistum Hildesheim stehen wir damit noch am Anfang, wenngleich es auch bei uns schon einige Pilotprojekte gibt. Im Bistum Magdeburg und im Bistum Osnabrück ist man da schon viel weiter. An vielen Orten in unserem Bistum wird nach neuen Wegen der Pfarreileitung gesucht und der Fokus liegt dabei immer auf der Wahrnehmung der lokalen Situation und ihren Möglichkeiten.

2025 wird also ein Jahr des Aufbruches für die Gemeinde. Auch wenn sich in den gewohnten Abläufen zunächst gar nichts verändern wird, zeigt sich in den beschriebenen Veränderungen ganz deutlich, dass der Strukturwandel der Kirche auch in Wolfsburg angekommen ist. Ich selbst bin (fast) immer ein optimistischer Mensch. Ich glaube fest daran, dass immer wieder Türen aufgehen werden, die ich heute noch gar nicht kenne. Ich glaube fest an den Stern, der uns den Weg zum Kind in der Krippe, zum Leben, zu Gott zeigt. Ich glaube fest daran, dass Aufbruch nicht Abbruch bedeutet, sondern eine neue Weite eröffnen kann, in der es viel Gutes zu entdecken gilt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten.

Ihr Thomas Hoffmann, Pfarrer