Reisebericht Pilgerreise Slowakei und Ungarn

Pilgerreise der Pfarrei St. Marien, Wolfsburg, in die Slowakei und nach Ungarn von Samstag, 14. September, bis Sonntag, 22. September 2024

Im Frühsommer hatte Herr Pastor Dr. Robert Solis an alle Mitglieder der Pfarrei eine Einladung zu einer „unvergesslichen Reise“ nach Ungarn ausgesprochen. Diesem vielversprechenden Angebot folgten 44 Gemeindemitglieder aus Wolfsburg und zwei Bekannte von Herrn Pastor Solis aus Osnabrück. Ich möchte versuchen, in diesem Bericht eine Rückmeldung an alle Mitreisenden zu geben, aber auch den Daheim-Gebliebenen Mut machen und sie anregen, über eine Pilgerreise nachzudenken, die durchaus zeitgemäß sein kann, wie wir erleben durften.

Das Versprechen einer großartigen Reise wurde in der Pilgerwoche um ein Vielfaches übertroffen, was sich vor allem durch die perfekte Planung und Durchführung der „Organisatoren“ realisierte. Hervorzuheben ist die Kooperation von Herrn Pastor Solis mit dem Reiseleiter Herrn Dr. Petr Křižek, einem tschechischen Theologen, der Spezialist für christliche Pfarr- und Bildungsreisen ist. Alle Reisenden fanden angenehme Unterkunft in den umsichtig ausgewählten Hotels in der Slowakei und in Budapest und täglich ein landes-/regionaltypisches Abendessen. Nicht vergessen möchte ich die umfangreich geleistete Vorarbeit im Pfarrbüro von Frau Renate Cichon, ohne die eine solche Unternehmung nicht hätte gelingen können.

Das jeweils fein zusammengestellte Tagesprogramm machte die Woche zu einer ungewöhnlichen Reise mit Erlebnissen und Einblicken in benachbarte Länder, die uns in vielen Teilen unbekannt waren, obwohl sie wesentlichen Einfluss auf die europäische Geschichte hatten. Wir sahen großartige Landschaften in der Slowakei und Ungarn mit unendlich weiten Feldern bis an den Rand der Karpaten oder die üppigen Weinberge zwischen kleinen Dörfern und Städtchen. Unvergesslich bleibt der Blick von der Benediktinerabtei auf der Halbinsel Tihany über den Plattensee. Die prächtig ausgestattete Barockkirche mit dem angrenzenden Kloster und Besucherzentrum auf einem Hügel ist fast vom gesamten See aus sichtbar. Denkmalgeschützte Fischerhäuser und reetgedeckte Höfe locken Besucher an. Insgesamt ist der Plattensee auch ohne Hotelburgen seit vielen Jahren ein Touristenmagnet in ganz Europa.

Wir Pilgerschwestern und -brüder begegneten täglich der wechselvollen Geschichte eines Landes, geprägt von Krieg und Frieden, Sieg und Niederlagen, Zerstörung und Wiederaufbau. Geblieben ist im Bewusstsein der Ungarn Glanz und Pracht der „Wiege der Nation“ in der Residenz des ersten Königs St. Stephan und der erzbischöflichen Residenz in Esztergom an der Donauschleife. In der eindrucksvollen Basilika „Unserer Lieben Frau und des Hl. Adalbert“ feierten wir an diesem Tag unseren Gottesdienst, unsere Plätze fanden wir im Chorgestühl vor dem Hochaltar. In allen Kirchen des Landes, besonders auch in Budapest, u. a. in der Matthiaskirche und der Stephansbasilika, fanden wir die Gegenwart und Verehrung der Mutter Gottes, Maria, der Hl. Elisabeth (Thüringen), einer ungarischen Prinzessin, und des Hl. Stephan. Die Königsinsignien dieses ersten Königs: Krone, Zepter, Reichsapfel und Schwert werden im Kuppelsaal des Ungarischen Parlaments, dem Wahrzeichen Budapests, aufbewahrt. Das Gebäude beherrscht nicht nur das rechte Donauufer, das Innere ist mit unglaublicher Pracht ausgestattet. Vergoldetes Schnitzwerk und großartige Gemälde in den Fluren und Sitzungsräumen verblüffen unsere Vorstellungen von heutiger parlamentarischer Arbeit und Politik.

Die Besichtigungen und das Kennenlernen von zwei neologischen Synagogen, eine in Lučenec (Slowakei), und der Großen Synagoge in Budapest waren dagegen für uns Besucher aus Deutschland zutiefst ergreifend und beschämend. Jeder Tag unserer Pilgerreise war gefüllt mit neuen Zielen, abwechslungsreich zusammengestellt mit kundigen Ortsführern über Kirchen-, Kunst- und Kulturgeschichte

Was aber unterscheidet eine Pilgerreise von einer Studienreise? Der Tagesablauf und die Pilgergemeinschaft! Das Programm begann am Morgen, nachdem alle pünktlich im Bus versammelt waren, mit einer kurzen „Vorbereitung“ auf den Tag. Herr Dr. Křižek führte unsere Gedanken durch sehr fundierte theologische Glaubensinhalte, manchmal auch eigene persönliche religiöse Erfahrungen auf Fragen und Antworten zu Christsein in heutiger Zeit. Nach dem gemeinsamen Morgengebet erteilte Herr Pastor Solis dann den Reisesegen. Auf Besichtigungen und Stadterkundungen, die wegen der Vielfalt nur angedeutet werden können, fand dann in verschieden Gotteshäusern während der Reise ein wohl gestalteter und vorbereiteter Gottesdienst statt. In der Pilgerwoche standen laut Liturgischer Leseordnung Texte aus den Apostelbriefen des Hl. Paulus (1. Lesung) und Evangelien aus dem Leben und Wirken Jesu in Galiläa im Mittelpunkt. Herrn Pastor Solis gelang es täglich, uns in kurzen Textdeutungen seiner Predigten neue Perspektiven und Glaubensimpulse zu geben, begleitet von frohem Gemeindegesang. Die Tage endeten mit dem gemeinsamen Abendessen im Hotel und anschließend munteren Gesprächen, die oft ein Austausch über die vielen neuen Erlebnisse waren, aber auch ein besseres Kennenlernen der Gemeindemitglieder mit Interesse füreinander und viel Spaß miteinander bedeuteten.

Ein wesentlicher Aspekt und Erfolg war die Gemeinschaft der Pfarrei St. Marien für die Pilgerfahrt. Die Teilnehmenden waren füreinander da. Sie banden alle unterschiedslos in ihre Gruppe ein, halfen einander, kümmerten sich um aller Wohlergehen. Neulinge wurden wahrgenommen und problemlos integriert. Es freundliches Lächeln oder Ansprechen im Vorbeigehen, Interesse an der Motivation für die Reise. Und: Pilger dürfen fröhlich sein!

Mit Sicherheit werden alle Pilgerschwestern und –brüder nach der Rückkehr am Sonntag in Fallersleben und Wolfsburg sowie Osloß in ihren Familien und bei Freunden über ihre Erlebnisse und Einzelheiten von der Reise erzählt haben. Jede und jeder von uns wird verschiedene „Highlights“ subjektiv wahrgenommene und als besonders schöne Denkmäler „unvergesslich“ hervorgehoben und geschildert haben. Möge es die Bootsfahrt auf dem Plattensee oder auch die nostalgische Besichtigung von Schloss und Park in Gödöllö, dem bevorzugten Sommersitz der ungarischen Königin Elisabeth (Sisi) und österreichischen Kaiserin, gewesen sein, wie auch sonstige Klöster und Schlösser auf der Reise. Als Gäste aus Osnabrück haben wir die Begegnung in der St. Anna Kapelle mit der slowakischen Gemeinde in Dolné Strháre als Höhepunkt der Pilgerfahrt miterleben dürfen. Mit großer Freude und überwältigender Gastfreundschaft nahmen uns die Gläubigen in der seit 2016 renovierten Kapelle und dem Gemeindehaus auf. Dankbarkeit und Glück fanden Ausdruck in dem von Pfarrer Mgr. Jozef Balážzelebrierten Gottesdienst in dem schmucken Kirchlein, einem sichtbaren Zeichen zweier Gemeinden, die Glauben leben, ja vorleben. In Überfülle wurde Dank gesagt für die Spenden aus Wolfsburg bei einem wunderbaren Gastmahl mit typischen Leckerbissen aus der heimischen Küche und gutem Wein.

Allen Beteiligten in der Woche durch die Slowakei und Ungarn sagen wir Lob und Dank für diese „unvergessliche“ Pilgerreise der Pfarrei St. Marien.

Elisabeth Czucka (Osnabrück)