Beichte/Gespräch
„Ich“ ist ein sehr wichtiges Wort. Wer es aussprechen kann, steht zu seiner eigenen Person oder kämpft für seine eigenen Anliegen. Wer einen Satz mit „ich bin der Meinung“ beginnt, drückt seinen Standpunkt aus. „Ich habe Ziele“ bedeutet, dass jemand etwas erreichen möchte und seine Zukunft aktiv und geplant angeht.
Wer hingegen das Wort „Ich“ nicht aussprechen kann, gilt als schwach, zurückgenommen und passiv.
„Ich habe einen Fehler gemacht“ ist ein Satz, der nicht gerne ausgesprochen wird, aber misslungene Vorhaben abschließen kann und einen Neuanfang ermöglicht. Nur starke Persönlichkeiten stehen zu ihren Fehlern. Sie zeigen damit, dass sie selbstkritisch sind, an sich arbeiten und immer wieder neu anfangen können.
Wer hingegen die Fehler immer wieder bei anderen sucht und nie etwas zugibt, gilt als unkritisch, schwierig und arrogant. Wer immer alles auf ungünstige Umstände, unglückliche Zufälle und das Fehlverhalten anderer schiebt offenbart eine Ich-Schwäche.
Zwischen den menschlichen Urerfahrungen von Geborenwerden und Sterben machen Menschen in ihrem Leben Grunderfahrungen wie Freude, Glück, Liebe, Sexualität, Trauer, Leid, Schmerz, Angst und Schuld.
„Ich bin ein Sünder“, so formulieren es manchmal die Christen. Gerade dann, wenn sie Schuld auf sich geladen haben, sagen sie dieses wichtige Wort „Ich“. Dadurch machen sie sich nicht klein, sondern zeigen wahre Größe. Sie zeigen ihre innere Stärke, aber auch, dass sie noch nicht perfekt sind und noch Entwicklungspotential in ihnen steckt.
„Ich bin ein Sünder“ sagen wir zu Gott, wenn wir schuldig geworden sind. Gott hat uns gut geschaffen. Manchmal entfernen wir uns aufgrund einer eigenen Entscheidung von der guten Schöpfung, die wir von Gott her sein sollen. Wir bleiben unter den Möglichkeiten, die Gott für uns vorgesehen hat. Sünde belastet unser Verhältnis zu Gott, weil wir uns durch sie von ihm entfernen.
Eine Hilfe zum Erkennen der eigenen Schuld sind die Zehn Gebote. Noch wichtiger ist die Orientierung am Leben Jesu, an seinen Worten und an seinen Taten.
Die Erfahrung der Sünde macht oft einsam, führt in den Streit, belastet Beziehungen und zieht kleine und große Lügen („Ich war`s nicht“) nach sich. Deshalb hat Sünde auch immer einen gemeinschaftlichen Aspekt.
In der Beichte bekennen Katholiken ihre Sünden. Sie sprechen diese vor dem Priester aus, der ihnen im Auftrag Gottes und der Kirche die Lossprechung von den Sünden zusagt. Es kann heilsam sein, etwas Belastendes auszusprechen und sich dabei selbst zu hören. Das Ergebnis der Beichte wird Versöhnung genannt. Versöhnung mit Gott, mit den Nächsten und mit mir selber. Deshalb sprechen wir vom Sakrament der Versöhnung. Gebräuchlich ist auch der Ausdruck „Bußsakrament“.
Für Gott ist es eine große Freude, wenn ein Sünder/eine Sünderin zu ihm umkehrt. Er wartet auf uns, er sorgt sich um uns und sucht unsere Nähe. Viele Geschichten im Neuen Testament wie „Der verlorene Sohn“, „Das verlorene Schaf“ oder „Der Zöllner Zachäus“ drücken dies deutlich aus. Besonders im 15. Kapitel des Lukasevangeliums können Sie diese Aussage nachverfolgen.
Im Laufe der Kirchengeschichte gab es viele Möglichkeiten, das Sakrament der Versöhnung zu empfangen. Heute ist der Beichtstuhl sehr bekannt, in dem der Beichtende anonym bleibt. In den letzten Jahren wird das Beichtgespräch immer wichtiger, bei dem die Beichtenden mit dem Priester ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht führen. Denkbar ist aber auch, bei einem Spaziergang zu beichten. Manchmal dient die Beichte einfach dazu, Belastendes loszuwerden und davon wieder frei zu sein, manchmal ist die Beichte aber auch so etwas wie eine Wegbegleitung durch ein christliches Leben.
Die Priester unterliegen dem absoluten Beichtgeheimnis. Sie dürfen weder über die Inhalte noch über die äußeren Umstände der Beichte sprechen. Verstöße gegen das Beichtgeheimnis werden mit der Exkommunikation geahndet, der höchsten Strafe in der Kirche.
Der Schutz des Beichtenden, der auch vor staatlichen Gerichten gilt, ist eines der höchsten Werte in der katholischen Kirche. Darüber hinaus gibt es in der Kirche weitere Möglichkeiten, sich mit dem Themenkomplex Vergebung und Versöhnung auseinander zu setzen. Insbesondere die Taufe ist das Ereignis der Sündenvergebung schlechthin. Aber auch die Eucharistie (Abendmahl, Messe) hat viele Vollzüge, die eine sündenvergebende Bedeutung haben, ebenso die Krankensalbung. Unsere Bußgottesdienste im Advent und in der Fastenzeit helfen bei einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und beinhalten die Erfahrung von Gottes Nähe besonders dann, wenn Menschen Fehler machen und Sünden begehen.
Für Beichtgespräche stehen Ihnen unsere Priester zur Verfügung.
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Selbstverständlich ist nicht jedes Gespräch im kirchlichen Rahmen eine Beichte. Manchmal ist es einfach wichtig, dass mir jemand zuhört. Ab und zu benötige ich einen Menschen, der mir hilft, Gedanken und Erfahrungen zu ordnen. Vor Entscheidungen und in Krisen suchen Menschen häufig das Gespräch, ebenso bei Zweifeln, Ärger oder Einsamkeit. Es kommt sogar vor, dass die Freude und schöne Erlebnisse noch wunderbarer werden, wenn ich sie mit jemandem teile.
Für Gespräche stehen Ihnen alle unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger zur Verfügung.
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Thomas Hoffmann
Priester, die das Sakrament der Versöhnung spenden:
Pfarrer Thomas Hoffmann, hoffmann@kirchewolfsburg.de
Kaplan Björn Schulze schulze@kirchewolfsburg.de
Pastor Dr. Roman Solis solis@kirchewolfsburg.de
Pastor Gabriel Makinisi Gabriel.Makinisi@bistum-hildesheim.net
Pfarrer i.R. Erwin Rehder
Die Termine der regelmäßige Beichtgelegenheiten in den Kirchen entnehmen Sie bitte dem Sonntagsgruß. Es ist möglich, für ein Beichtgespräch einen Termin zu vereinbaren.
Kontakt
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an unser Pfarrbüro.
Mail: buero@stmarien-fallersleben.de
Telefon: 05362 – 3346